Kommentar: Schon seit der Schulzeit begeisterte mich Apple mit seinen Produkten auf verschiedene Weise und mit der Zeit fand ein Gerät nach dem anderen den Weg in meinen Einkaufswagen. Doch bis heute fehlt ein Mac, obwohl ein MacBook Pro (MBP) spätestens seit Beginn meines Studiums ganz oben auf meinem Wunschzettel steht.
Das MacBook war schon immer teuer und mir war klar, dass ich mir nicht regelmäßig ein neues kaufen würde. Darum sollte es – wenn schon – ein Spitzenmodell werden, das mir viele Jahre treue Dienste leisten kann. Inzwischen nähert sich das Ende meines Studiums mit großen Schritten. Mit dem Einstieg in die Arbeitswelt sollte der Traum in den nächsten Monaten wahr werden. In der Zwischenzeit hatte ich mich damit getröstet, dass bald ein großes Update des seit Jahren vernachlässigten Line-Ups ansteht.
Mit nicht weniger als „hello again“ lud Apple schließlich zum gestrigen Special Event und hob meine Erwartungen damit bis über alle Wolken. Denn diese Worte haben Geschichte im Hause Apple: 1984 präsentierte uns Cupertino mit „hello“ den ersten Macintosh und 1998 mit „hello (again)“ den bunten iMac. Sollte uns also ein ganz neuer iMac oder ein revolutionäres MacBook erwarten?
Wenn es nach Tim Cook geht, ist dies der Fall: Als „Meilenstein in der Evolution des Macs“ bezeichnete er das neue MBP. Sicher – alles am neuen MBP ist ein bisschen besser geworden: der Prozessor ist schneller, die Grafikkarte auch, der Bildschirm ist heller und bunter, der Rand schmaler, die Lautsprecher lauter und die SSD-Festplatte performanter und mit bis zu 2TB Speicherplatz auf Wunsch auch größer. Auch das Trackpad und die Tastatur wurden überarbeitet. Und das alles, obwohl das Gerät noch leichter, dünner und damit mobiler geworden ist.
Doch der große Sprung blieb aus. Apple geht schlicht mit der Zeit, statt echte Innovationen zu zeigen. Wirklich neu (und nicht sonderlich innovativ) ist nur der schon lange überfällige Fingerabdruck-Sensor, der sich nahtlos in die ebenfalls neue OLED-Touch-Bar einfügt. Sie ersetzt die veralteten Funktionstasten am oberen Rand und passt ihre Funktion individuell an die Erfordernisse des verwendeten Programms an. Funktionen, die – wenn wir ehrlich sind – auch von einem Touch-Display hätten übernommen werden können. Gegebenenfalls sogar mit Unterstützung des Apple Pencils, hätte dies dem Nutzer wesentlich mehr Möglichkeiten eröffnet, als die schmale Leiste.
Mit seinem erst 24 Stunden zuvor aktualisierten Laptop-Tablet-Hybriden, dem Surface Book, macht Microsoft es seit einem Jahr vor. Im direkten Vergleich nehmen sich beide Konkurrenten nicht viel: Zwar gibt es das Surface Book nur in einer Einheitsgröße von 13,5 Zoll, dafür ist das Display aber höher aufgelöst als das vom 15 Zoll großen MBP. Den fehlenden Fingerabdruck-Sensor gleicht das Surface Book zudem mit einer 20-60 Prozent höheren Akkulaufzeit (von 12-16 Stunden) aus.
Nach so vielen Jahren ohne ein echtes Update hatte ich vom MBP mehr erwartet als aktuelle Hardware mit der Spar-Version eines Touch-Displays, die in der günstigsten Konfiguration sogar fehlt. In der höchsten Konfiguration, schlug das MBP bisher mit 3.599 € zu Buche – ein stolzer Preis, den die aktuelle Generation mit bis zu 4.999 € sogar noch um fast 40 Prozent überbietet. Dagegen wirkt selbst die höchste Konfiguration des neuen Surface Studio Desktop-PCs mit 4.199 Dollar wie ein Schnäppchen. Hinzu kommt, dass das neue MBP nur USB-C-Anschlüsse bereit hält. Zwar kann man sich für zu Hause entsprechende Kabel besorgen – unterwegs dürfte die Konnektivität ohne Adapter jedoch deutlich eingeschränkt sein. Einigen Lesern ist es bereits ein trauriges Detail auf der Rückseite des Displays aufgefallen: Der Apfel leuchtet nicht mehr – ein Detail, dass metaphorisch für die Entwicklung des MacBooks steht.
Das Konzept vom hybriden Surface Book und dem neuen Surface Studio konnte mich nach Microsofts jüngster Präsentation einfach mehr überzeugen, als das MacBook und die aktuelle iMac-Serie. Seine Vormachtstellung im Bereich der Touch-Steuerung hat Apple hier verspielt und einen zuvor kaufentschlossenen Kunden damit ins Grübeln gebracht.